Neue Kunden online gewinnen

Handel

„froodies“ jetzt auch in Köln

Wie sieht der Apfel aus, sind die Bananen fleckig, wie viel Fett ist am Fleisch? Wo ist das Produkt aus der Region? Im Lebensmittelgeschäft sehen und riechen die Kunden die Ware, können sie manchmal auch verkosten. Mittlerweile halten die Geschäfte bis weit nach 20:00 Uhr ihre Türen offen, für den Spätdienst, die vielbeschäftigte Patchwork-Familie, den zeitvergessenden „Homeworker“ oder die „Feierwütigen“. Trotzdem reicht die Öffnungszeit noch immer nicht aus. Das Internet ist ein verlockendes Medium, auch den Lebensmitteleinkauf per Mausklick zu erledigen.

Der regionale Online-Supermarkt

Die Idee, den Einkauf in das Internet zu verlagern, ist nicht neu - war aber bislang nur wenig erfolgreich. Amazon fiel bei der Stiftung Warentest komplett durch: Keine Frischeprodukte, fehlende Produktangaben, der Versand teurer als das Produkt und bei Lieferung ist die Butter weich und das Ei kaputt.
Trotzdem gibt es immer wieder Versuche. Der Online-Lebensmitteleinkauf passt in die Zeit und neue Anbieter lernen aus den Fehlern der Pioniere. Seit 2009 übersetzt froodies die Idee, die ursprünglich aus Amerika kommt, in ein regionales Vollsortiment aus dem „Nachbarschaftsladen“. froodies steht für „fresh food deliveries“ und begann in Dortmund. Köln ist jetzt die fünfte Stadt in Nordrhein-Westfalen, wo Verbraucher online über froodies Lebensmittel bestellen können. Wer seine Postleitzahl eingibt, der bekommt die Waren des nächsten Lebensmittelgeschäftes angezeigt, in dem die froodies-Einkäufer die bestellten Produkte zusammenstellen. Die Einkäufer – gesucht werden Werkstudenten – prüfen die Ware im Geschäft auf Qualität und liefern auch innerhalb der Kühlkette die Lebensmittel auf Wunsch bis in die Küche. Ab einem Warenwert von 25 Euro ohne Zusatzkosten zum Wunschtermin. Ab 75 Euro bietet froodies auch den deutschlandweiten Versand an.

Neue Kunden gewinnen

In Köln kooperiert froodies mit dem Edeka-Center Engels. Jürgen Engels führt in Widdersdorf und Marsdorf jeweils ein E-Center und setzt auf den neuen Vermarktungsweg: Die Zusammenarbeit „ermöglicht es uns, auch Kunden zu erreichen, die nicht in unsere klassische Zielgruppe fallen.“
Das unterstreicht gegenüber Herd-und-Hof.de auch seine Ehefrau Pia Engels am Telefon. Das E-Center in Marsdorf ist ein „Unikat-Center“ und bietet japanisches Kobe-Fleisch, hochwertige Speisesalze und regionale Delikatessen an. Seit ein paar Tagen sind die froodies-Einkäufer schon unterwegs und arbeiten die Bestelllisten ab. Pia Engels sieht aber noch Nachbesserungsbedarf. Denn dass die Waren aus ihrem Sortiment und individuell gestalteten Lebensmittelgeschäft kommen, wird auf der froodies-Seite nicht ersichtlich. Gerade vor dem Hintergrund des ständigen Preiskampfes, versuchen Händler ihren Produkten einen speziellen Charakter zu vermitteln. Die Liebe zu Lebensmitteln drückt sich durch Regionalität und Qualität aus. Das kommt für Pia Engels auf der Shop-Seite noch nicht richtig zum Ausdruck. Dort gibt es nur eine kleine Liste der teilnehmenden Geschäfte.

Hoffnungsvoller Neustart

Die Bonner AFC Managing Consulting AG hatte vor einem Jahr Online-Supermärkten nur wenige Chancen eingeräumt. In den letzten zehn Jahren scheiterten die Versuche, weil keine Vollsortimente angeboten wurden, Kühlketten nicht funktionierten oder Kunden sich zu einem Postschalter bemühen mussten, um ihre Ware abzuholen. AFC prognostizierte, dass wegen des Aufbaus eines Logistik-Centers nur Lieferungen im nahen Umfeld möglich seien.
froodies hat mit seinem Konzept viele der Kritikpunkte gelöst. Herd-und-Hof.de ging mit froodies-Geschäftsführer Ingo Bohg die Liste durch.
Die Ware wird in den fünf Städten in zwei-Stunden-Fenstern mit eigenem Personal und Fahrzeugen ausgefahren und behält damit die Logistik in eigener Hand. Da die Kunden zu ihrem Wunschtermin beliefert werden, trifft das Problem der „Nicht-Erreichbarkeit“ sehr selten auf. Falls das einmal vorkommt, wird beim nächsten Mal auch nach Alternativlieferadressen gefragt.
Die Einkäufer von froodies haben schon im Geschäft eine Kühlbox dabei und sichern schon beim Einkauf die Kühlkette. Eine größere Herausforderung stellt der bundesweite Versand dar. Hier arbeitet froodies mit geeigneten Verpackungsmaterialien und Kühlmitteln. Zudem wird den Kunden der Express-Versand empfohlen.
Teillieferungen sind unter Umständen notwendig. Sind Produkte nicht im Regal vorhanden, bieten die Einkäufer den Kunden Alternativprodukte an. Die Erfahrung zeige, so Bohg, „dass die Kunden sehr verständnisvoll auf dieses Vorgehen reagieren.“

Preis und Information

Nach Angaben froodies wird schon jetzt jede Bestellung mit einem positiven Deckungsbeitrag abgeschlossen. Je mehr Kunden über den online-Supermarkt bestellen, desto leichter geht das. Die Online-Einkäufer möchten damit zeigen, dass der digitale Einkauf nicht teurer sein muss als der direkte im Laden.
Bei vielen Online-Shops fehlen Produktinformationen wie Nährwertangaben, Mindesthaltbarkeitsdatum und die Liste an Inhaltsstoffen. Die EU hat sich gerade mühsam auf gemeinsame Angaben geeinigt. Auch bei froodies muss sich der Kunde auf seine Erinnerung verlassen. Unter den Produktabbildungen sind aber schon die Registerbuttons angelegt, um die notwendigen Angaben einzufügen. Bogh legt Wert darauf, dass auch sein Online-Shop größtmögliche Transparenz für die Kunden bietet. Da froodies sein Sortiment derzeit ausweitet, komme man mit dem Nachtragen der Informationen nicht nach. Er verspricht: „Dies wird aber in Kürze nachgeholt!“

Handelsoffene Plattform

Bislang arbeitet froodies mit Edeka-Geschäften zusammen. Prinzipiell stehe der Online-Supermarkt aber auch anderen Händlern offen.

Lesestoff:

www.froodies.de

Liste der AFC Managing Consulting AG

Warentest und Amazon

EU-Kennzeichnung

Roland Krieg

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