BGA: Griechen sollen Eurozone verlassen

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|| 12:28 : BGA: Griechen sollen Euro-Zone verlassen

Für Griechenland rechnet es sich nach Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) nicht mehr, in der Eurozone zu bleiben. Das sagte er heute morgen im Rahmen der BGA-Herbstpressekonferenz in Berlin.

Ein Schuldenschnitt von „50 Plus X – Prozent“ helfe den Griechen nicht mehr. Das Land brauche neue Handlungsparameter gegen die kaum vorhandene Wettbewerbsfähigkeit. Der Austritt aus der Eurozone gebe dem Land mit der Wechselkurspolitik so einen Parameter in die Hand geben, mit dem die Griechen einen Handelsüberschuss erwirtschaften können. Griechenland würde nach Börner auf das Preisniveau der Türkei fallen. Die mangelnde Wettbewerbskraft stelle für Griechenland eine Falle dar, aus der es trotz Schuldenschnitts nicht mehr herauskomme.

Auch Portugal empfiehlt Börner den Austritt aus der Eurozone, genauso wie Italien – wenn sich dieses Land nicht grundlegend ändere. Es müsse in Italien ein „Ruck durch die Gesellschaft“ gehen, sagte Börner in Anlehnung an den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, der 1997 einen für Deutschland einforderte1). In Italien sind vom Notar bis zum Taifahrer alle Italiener gefragt, sich vom Besitzstandsdenken zu lösen und eine freie Marktwirtschaft aufzubauen. Aus diesem Grunde habe der „Global Player“ Fiat den Arbeitgeberverband verlassen, weil die Verflechtungen mit dem Staat zu eng geworden sind. Börner erinnerte daran, dass auch nach Berlusconis Rücktritt im Parlament noch die gleichen Parlamentarier sitzen.

Im Gegensatz zu Griechenland und Portugal habe Italien genug Potenzial, sich in den nächsten 12 Monaten zu ändern. Für Börner sind Forschung und Entwicklung dabei die Schlüsselparameter, die fast ausschließlich durch den Staat und damit zu wenig gefördert werden. Italien habe eine große Vorbildfunktion und könnte bei einer positiven Entwicklung andere Mittelmeerländer inspirieren.

Die Währungsunion braucht Frankreich

Präsident Börner stärkt Bundeskanzlerin Angela Merkel den Rücken, sich auch gegen eine Mehrheit im Verbund mit Frankreich für eine Eurolösung stark zu machen. „Jede Währungsunion ohne Frankreich ist zum Scheitern verurteilt“, erklärte Börner. Alle Planungen und Ideen müssten mit dem Nachbarland parallel abgesprochen werden. Würde Frankreich aus der gemeinsamen Politik ausscheren, würde sich im Verlauf der nächsten 10 Jahre ein neuer Wirtschaftsverbund mit England und Tschechien herausbilden und Deutschland wirtschaftlich isolieren. Frankreich würde sich nicht nur wirtschaftlich renationalisieren und seinen Markt protektionieren. Das würde einen höheren wirtschaftlichen Schaden hervorrufen, der über den jetzigen Kosten für die Eurorettung liege.

Lesestoff:

1) Auszug aus der „Ruck-Rede“ von Bundespräsident Roman Herzog (26. April 1997): „Niemand darf aber vergessen: In hochtechnisierten Gesellschaften ist permanente Innovation eine Daueraufgabe! Die Welt ist im Aufbruch, sie wartet nicht auf Deutschland. Aber es ist auch noch nicht zu spät. Durch Deutschland muß ein Ruck gehen. Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen Opfer bringen, alle müssen mitmachen: - die Arbeitgeber, indem sie Kosten nicht nur durch Entlassungen senken. - die Arbeitnehmer, indem sie Arbeitszeit und -löhne mit der Lage ihrer Betriebe in Einklang bringen. - die Gewerkschaften, indem sie betriebsnahe Tarifabschlüsse und flexiblere Arbeitsbeziehungen ermöglichen. - Bundestag und Bundesrat, indem sie die großen Reformprojekte jetzt rasch voranbringen. - die Interessengruppen in unserem Land, indem sie nicht zu Lasten des Gemeininteresses wirken.“

Roland Krieg

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